Was ist Lightpainting überhaupt?Lightpainting heißt übersetzt Malen mit Licht. Es ist eine fotografische Technik im Bereich der Langzeitbelichtung. Hier werden Fotos in der Regel bei schlechten Lichtverhältnissen bzw. bei Dunkelkeit gemacht. Es wird dabei mit einer oder mehrerer Lichtquellen hantiert, die in Bewegung sind. Durch die Bewegung entstehen Lichtstreifen oder komplette Bildkonstrukte. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Du kannst Lightpainting in abgedunkelten Innenräumen machen, aber natürlich auch raus gehen.
Wie bei jeder speziellen Art von Fotografie wirst du viel mit den Kameraeinstellungen herumspielen müssen, um die richtigen Settings für den gewünschten Effekt zu finden. Aber es gibt einige Besonderheiten, die dir den Einstieg in die Lichtmalerei erleichtern können.
Der wesentlichste Unterschied zu normalen Fotos ist die lange Belichtungszeit. Wir sprechen hier von einer sehr langen Belichtung: mindestens 30 Sekunden, wenn nicht sogar länger. Es kommt ein bisschen darauf an, was du zeichnen möchtest. Die lange Belichtungszeit ermöglicht es der Kamera, Bewegungen als Unschärfe einzufangen, während feststehende Objekte scharf bleiben. Im Fall von Lichtmalerei ist diese Bewegung eine Lichtquelle.
Hier sind die grundlegendsten Einstellungen für deine Kamera, die dich zu einer erfolgreichen Langzeitbelichtung und schlussendlich einer Lichtmalerei führen.
Du benötigst eine gewisse Grundausstattung für die Erstellung von Lichtmalerei-Fotografien, sowie einige etwas kompliziertere Kameraeinstellungen. Wir werden beides durchgehen. Zuerst besprechen wir die Ausrüstung
Für Lightpainting brauchst du in erster Linie eine geeignete Kamera. Eine Digitalkamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten bietet dir die nötige Flexibilität, die du benötigst um beim Lichtmalen die besten Ergebnisse zu erzielen. Du kannst aber auch ein Smartphone verwenden, um Lichtgemälde zu erstellen. Das ist ein guter, preiswerter Einstieg in die Kunst, da die meisten Leute bereits ein Telefon haben. Wenn du dich für diesen Weg entscheidest, brauchst du nur eine spezielle Lightpainting-App, welche die nachfolgenden Tipps irrelevant macht.
Bei einer Langzeitbelichtung ist der Verschluss lange Zeit offen, was bedeutet, dass jede noch so kleine Bewegung zu einem verschwommenen Bild führen kann. In der Lichtmalerei sind gewisse Unschärfen sogar erwünscht! Jedoch nur die, die du mit deiner Lichtquelle erzeugst. Eine Unschärfe infolge einer Verwacklung der Kamera ergibt ein verwackeltes Bild. Um das zu vermeiden, ist ein gutes, stabiles Stativ Pflicht. Die einzige Ausnahme davon ist kinetisches Licht, aber darüber sprechen wir später.
Du kannst fast jeden lichterzeugenden Gegenstand als Lichtquelle für eine Lichtmalerei verwenden, wobei jeder einen anderen Effekt mit sich bringt – oder sogar eine andere Farbe. Beispiele für beliebte Lichtquellen für das Lightpainting sind Lichtmalpinsel, Taschenlampen, Laser, Leuchtstäbe, Stroboskoplicht, Kerzen, LED-Leuchten und so weiter. Es lohnt sich, mit verschiedenen Lichtquellen zu experimentieren, um zu sehen, welche für den gewünschten Effekt am besten funktionieren.
Bei Aufnahmen mit einer langen Verschlusszeit kann selbst die kleinste Bewegung das Bild verwackeln. Das bedeutet, dass du weder die Kamera noch das Stativ berühren solltest, es sei denn, du malst mit kinetischem Licht. Investiere stattdessen in einen Fernauslöser oder einen Kabelauslöser für deine Kamera. Mit diesen Werkzeugen kannst du das Bild aufnehmen, ohne die Kamera jemals zu berühren! Wenn du noch nicht in einen Fernauslöser investieren willst, tut es auch der Selbstauslöser.
Eine Stoppuhr kann für die Lichtmalerei hilfreich sein, besonders wenn du die Lichtquellen selbst bewegst. Um die Lichtmalerei machen zu können, muss der Verschluss lange genug offen bleiben, und das Zählen der Sekunden im Kopf kann dich dabei ablenken. Stattdessen solltest du eine Stoppuhr verwenden um die Zeit zu messen. So kannst du die Verschluss- oder Bewegungsgeschwindigkeit viel präziser anpassen.
Du musst die Grundbelichtung des Umgebungslichts bestimmen, bevor du überhaupt neue Lichtmalerei-Elemente hinzufügen kannst. Da du mit langen Belichtungszeiten arbeitest, empfehle ich dir, die ISO-Empfindlichkeit auf sechs Blendenstufen höher einzustellen, als die ISO welche du normalerweise bei der Umgebung verwenden würdest. Wenn du ISO 100 verwendest, musst du also ISO 6400 einstellen. Finde bei diesem ISO-Wert heraus, wie viele Sekunden du beim aktuellen Umgebungslicht belichten musst. Eine Sekunde bei ISO 6400 entspricht einer Minute bei ISO 100. Wenn du die Belichtung in Sekunden herausgefunden hast, stellst du den ISO-Wert wieder auf 100 ein und überprüfst die Belichtung in Minuten. Wenn sie übereinstimmt, hast du deine Grundbelichtungszeit.
Bevor du mit der Lichtmalerei beginnst, solltest du den Fokus setzen – später im Dunkeln kann das nämlich schwierig werden. Hierbei ist der manuelle Fokus sehr hilfreich. Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du zum Fokussieren das Licht einschalten. Wenn du draussen bist und deswegen kein Licht hast, kannst du auch eine andere Lichtquelle (z.B. eine Taschenlampe) auf einen Teil deines Motivs richten und dann anschliessend da scharfstellen. Lass das Licht an, solange du fokussierst und schalte es wieder aus, wenn der Fokus sitzt.
Das ist der lustige Teil, denn jetzt kannst du mit dem Malen beginnen! Die meisten Kameras erlauben Belichtungszeiten von bis zu 30 Sekunden. Wenn du eine längere Belichtungszeit möchtest, musst du in den Bulb-Modus wechseln. Der Bulb-Modus bewirkt, dass die Kamera das Foto so lange aufnimmt, bis du den Finger wieder vom Auslöser nimmst.